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Methanol. Wenn Schnaps und Wein zum tödlichen Genuss werden

Immer wieder sterben Menschen an gepanschtem Alkohol

Viele Ärzte und Wissenschaftler halten Alkohol für viel zu billig. Sie fordern drastisch höhere Preise für Wein und Bier, erst recht für Schnaps und Alcopops. Den Zugang zu Alkohol erschweren, um Risiken für die Gesundheit zu minimieren – so könnte man das Anliegen auf eine superkurze Formel bringen. Für den normalen Verbraucher dagegen ist selbst der preiswerteste Alkohol oft immer noch zu teuer. Ob Student oder Hartz-IV-Empfänger, ob der Alkohol von der Rente oder vom Taschengeld bezahlt werden soll; für viele dürfte es gern noch etwas günstiger sein. Das gilt übrigens nicht nur für Deutschland. In Nordeuropa etwa wird Alkohol so stark besteuert, dass selbst die Mittelklasse sich nur selten einen guten Port (als Beispiel) leistet. Dort, wie auch in Osteuropa oder sonst wo greift der Mensch deshalb auch schon mal zur Selbsthilfe. Dann wird im Hinterhof Alkohol aus Getreide oder Kartoffeln gebrannt oder gekaufte Getränke werden mit Methanol verlängert.

Das hört sich zunächst harmlos an, ist aber höchst gefährlich. Immer wieder sterben Menschen nach dem „Genuss“ von Methanol, wenn sie gepanschten Alkohol getrunken haben. Das Fatale an den Symptomen ist nämlich, dass sie zunächst einem ganz normalen Alkoholrausch gleichen. Die Betroffenen verlieren die Kontrolle über sich, ihnen wird schwindlig, übel, sie werden müde und apathisch. Die Außenwelt lacht und lässt sie in Ruhe „den Rausch ausschlafen“. Tatsächlich aber finden bereits Vorgänge im Körper statt, die ohne ärztliche Hilfe zum Tod führen können. Für die Vergiftung ist es übrigens unerheblich, wie viel Methanol im Körper ist. Mediziner betonen immer wieder, dass es keine „geringe Dosis“ gibt. Sollte also jemals der Verdacht auf eine Vergiftung bestehen, muss sofort der Notarzt angerufen oder der Betroffene ins Krankenhaus gebracht werden. Nur über einen Bluttest lässt sich die Vergiftung mit Methanol feststellen.

Was genau passiert nun eigentlich im Körper? Die Leber nimmt sich das Methanol vor, erkennt es als schädlich und beginnt sofort mit dem Abbau. Soweit gleichen sich die Bilder noch, denn derselbe Prozess läuft auch im Umgang mit „normalem“ Alkohol ab. Aus Methanol, das in der Industrie übrigens als Kraftstoff und auch als Frostschutzmittel verwendet wird, entsteht jedoch im ersten Schritt Formaldehyd und im zweiten Umwandlungsschritt Ameisensäure. Beide Substanzen sind echte Killerstoffe. Sie greifen Leber und Nieren an, sie setzen dem zentralen Nervensystem zu, können zur Erblindung und zu Atemstillstand führen. Wem bei einem Methanolrausch nicht ärztlich geholfen wird, der wird nicht mit dem Leben davonkommen.

Der gefährliche Stoff ist in der Vergangenheit von einigen gierigen Winzern als „Streckmittel“ in Wein gemischt und verkauft worden. Die Folgen waren nicht nur für die Opfer, sondern auch für die Weinwirtschaft des betreffenden Landes gravierend. Sie brauchte Jahrzehnte, um sich von dem Schlag und dem schlechten Ruf, den ihr die schwarzen Schafe beschert hatten, zu erholen.

Methanol wird aber nicht nur zugefügt, sondern kann sich auch beim Brennen von selbst gemachtem Schnaps entwickeln – völlig unbemerkt von den Produzenten. Für alle, die entsprechende Getränke zu sich nehmen, gilt es also wachsam zu sein und auf sich und andere zu achten.

 

Gastartikel von Stephanie Helmig


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